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C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

BeitragVerfasst: 22.01.2019, 22:43
von Micha-14
Hallo RG65 Bastelkollegen,
nachdem ich im Juli letzten Jahres für meinen Sohn ein gebrauchtes Regattaboot von GER-271 erstanden habe, wurde allein Segeln relativ schnell langweilig. Seit August stöberte ich in Euren Beiträgen und ab Oktober begann der eigene Bastelspaß.
Zuerst baute ich eine "Schildkröte" und anschließend zwei B Riggs nach dem Schnittmuster von "AndyHoff" mit unterschiedlicher Profilierung für meine Kinder. (Zwischenzeitlich hatten wir von YogiBär eine Form und damit das Projekt "Rumpfbau" einfacher wird, gleich noch ein Boot daraus erstanden. Beide Boote brauchten zusätzlich ein kleineres Rigg.) Ergebnis siehe Foto Nr. 0

Falls uns mal stärkerer Wind überrascht, wollte ich anschließend ein C Rigg bauen. Beim Vergleich der Schnittmuster für B Segel fiel mir auf, dass die Segelflächen stark streuen. Setzt man die maximal erlaubten 2250 cm2 als 100 %, haben die B Segelschnitte folgende Werte:
P Sails: 83 % (1887 cm2)
Swan Sails: 95 % (2150 cm2)
AndyHoff: 89,5 % (2014 cm2)
TL Sails: 78 % (1752 cm2)

Für C Segel fand ich bisher nur den Schnitt von TL mit deutlich kleinerer Fläche im Vergleich zu unseren B Riggs im AndyHoff Schnitt. Die Abstufung der Segelfläche zwischen den A, B, C Riggs wollte ich harmonisch gestalten und mich reizte ein Design selbst zu entwickeln. Der Entwurf hat 1750 cm2 und eine Vorliekslänge von 77 cm (Foto 1). Das Flächenverhältnis von Fock zu Großsegel beträgt 31:69 %. Die maximale Profiltiefe der Fock bei 40 % und Großsegel bei 32 %, die erreichte Profiltiefe bei 0,375 % (nach Diagramm von Beitrag 15 -> viewtopic.php?f=26&t=43).

Anbei ein paar Fotos von der Bauphase. Aktuell bastel ich noch am Großsegel ... Als Segelmaterial dient ein Windsurfsegel, das nach 10 Jahren Dauernutzung und Totalschaden einer Segelbahn nun ein zweites Leben bekommt. Der Monofilm ist etwas dicker und sollte die Belastung bei stärkerem Wind mitmachen. Ich habe mich gegen das X-Ply Material entschieden, um die Oberflächenrauhigkeit gering zu halten. (Zum Test wird anschließend noch eine X-Ply Version gebaut ... die Auswirkung interessiert mich)

Gruß Micha

Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

BeitragVerfasst: 23.01.2019, 14:16
von hal23562
Das sieht doch schon richtig klasse aus! Glückwunsch zu diesen Erstlings?werken!

Segelbau und dgl. habe ich in den nächsten Monaten auch noch vor mir, auch zum ersten mal. Da sind solche Berichte schon sehr inspirierend. Danke dafür!

Gruß aus Lübeck - Hartmut

Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

BeitragVerfasst: 23.01.2019, 14:19
von GER 2
Moin Micha,

Dein C Rigg gefällt mir sehr gut. Schick das mal als Photo an den Monty Spindler, vielleicht findet der das lustig (hat auch nen Großbootsegelhintergrund). Ich hab auch noch ein paar alte Segel liegen, da sollte an sich mal ne Segeltasche draus werden aber Deine Idee ist auch gut, mal sehen ...

2. Tipps:
- Meine ersten Segel sahen ähnlich aus, liegt wahrscheinlich am gleichen (Surf) Hintergrund. Später habe ich dann die Anzahl der Bahnen reduziert, mehr als 3 Bahnen in der Fock sind nicht nötig, im Groß reicht auch eine Bahn weniger. Die Segel sind doch recht klein und da machen so viele Bahnen den Segelstand nicht unbedingt besser. Für kleine MM Segel (C+ D Rigg) habe ich am Ende die Fock einbahnig ausgeführt, stand so am besten.
- Die Profiltiefe lieber kleiner machen, gerade das eher steife Material nimmt die Profiltiefe sehr gut auf. Und ein flach desingtes Profil tiefer trimmen geht leicht, andersrum klappt das sehr schlecht und man kriegt keinen faltenfreien Segelstand hin.

Zu den Segelgrößen:
Die sollten Teil eines Gesamtkonzeptes sein wie Du es ja jetzt auch an Deine anderen Segel angepasst hast :tup: (denke auch das ist Surfertypisch, wir können eben nicht reffen, Segelwechsel und Abstufung der Segelpalette ist was vertrautes).
Die Swansailsboote hatten schon immer besondere Starkwindeigenschaften. Dazu gehört das sie lange das große Segel tragen können. Wenn die anderen anfangen auf B umzubauen fängt für Mali und Co. der Spass erst an :D
Dementsprechend ist auch das B Rigg recht groß gezeichnet, wenn schon gewechselt werden muss dann kann es ruhig größer beleiben als die Segel der anderen. EIn C Rigg habe ich auf dem PC aber noch nie gebaut... mir fällt nur eine Situation ein in der ich es hätte benutzen können.

Auf jeden fall weiter so, freue mich auf mehr Photos und vielleicht auch Bilder der fertigen Boote?

Gruß Roland

Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

BeitragVerfasst: 23.01.2019, 17:07
von Micha-14
Hallo Hartmut und Roland,
vielen Dank für Eure Rückmeldung!

Anbei weitere Fotos der Bauphase bis zum aktuellen Stand.

Als Mast ist ein SKYSHARK P300 verwendet und für die Bäume ein 5,9 mm 4,9 mm R&G Rohr (DPP™ CFK-Rohr (5,9 / 4,9) x 1000 mm, https://shop1.r-g.de/art/604070) Das R&G Rohr ist mit 13 g auf 1 m Länge ganz gut vom Gewicht. Ich hatte es als Mast für die zwei B Riggs und ein A Rigg verwendet. Nach dem Laminieren des Mastkreuzes und spannen des Achterstags erschien mir die Steifigkeit zu gering. Anschließend habe ich in die unteren 40 cm ein 4,9 mm / 3,9 mm Rohr gleichen Typs geklebt und dann Mast von der Basis hoch bis 30 cm unter das Top mit 6 Rovings in Längsrichtung belegt und dann mit Roving umwickelt. Danach fühlte sich die Steifigkeit des Mastes besser an und es sollte etwas Kurve mit Flextop entstehen. Die bisherigen Rigg-Gewichte liegen bei 55-65 g.
Für die weiteren Versuche fand ich den Tipp mit den SKYSHARK Rohren und habe je ein 5pt und 7pt konisch und ein Rudel P300 zum Testen und für die nächsten Projekte geordert.

Roland: Vielen Dank für die Designanregungen! Die B Riggs sind flacher mit 0,25 % Profiltiefe entstanden, aber die tiefste Stelle variiert von der Position -> eins in 35 % / 35 % (Fock / Groß) das andere 40 % / 32 %.
Der Grund für die tiefere Profilierung des C Riggs liegt in der Vermessung von Selbstbau DF65 Segeln begründet.
Ich hatte von Yogi noch 3 DF65 V5 mit von ihm getunten Selbstbausegeln für einen Arbeitskollegen und Windsurfregattakumpel erstanden. Boot 3 sollte bei uns verbleiben, ist nun aber an den nächsten Windsurfer gegangen und mein jüngster Sohn (4,5 J.) schimpft, ich habe sein Boot verkauft ;-) Oh je, dem bastel ich nun einen Eigenbau aus Yogi's Kielfish-Form. Die Selbstbausegel von Yogi haben nach meiner Vermessung mit der Schildkröte etwa 12° an allen Bahnen, ohne große Variation. An die Gradzahl kam ich bisher nicht einmal mit der kurzen Topbahn heran und so entschloss ich mich da eine "Schippe" drauf zulegen bei den nächsten Designs. In ein A Rigg habe ich anschließend 0,5 % hineingegeben und es wurde eine "Bauchsau". Da musste ich die Vorliekskurve zweimal korrigieren und unten etwas Material wegnehmen bis es faltenfrei stand ... ist aber noch nicht eingesegelt. Beim C Rigg habe ich nun etwas zurückgerudert auf 0,375 %.

Zu Monty :-) ... das Rigg entsteht in Erinnerung an die guten Zeiten bei ihm in der Loft in Betis/Tarifa. Ich war 2006-2010 in die Entwicklung der Rennsegel einbezogen und wir haben viel getestet und geändert. Das war eine sehr schöne und lehrreiche Zeit. Das C Rigg mit diesem Segelmaterial zu bauen, hat für mich auch etwas "spirituellen Charakter". Das ist ein 6.6 m2 O2 Freeridesegel ... Monty's Lieblingssegel :-) Nun habe ich meine eigene kleine Loft, in handlichem Maß abendlich auf dem Wohnzimmertisch und kann experimentieren. Wenn es wärmer wird, kann ich im Garten wieder an den Windsurfsegeln schnitzen.

Hartmut, wir sehen uns bestimmt in Lübeck ... eine der DF's schwimmt dort, gesteuert von meinem Surfkumpel Holger. Am 28.12. waren wir am Nordwestufer der Wakenitz segeln (Falkenstraße, nahe der Surfschule). Ein schöner Spot!

Ich freue mich über weitere Anregungen ;-)

Grüße aus Warnemünde,
Micha

Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

BeitragVerfasst: 23.01.2019, 18:01
von hal23562
Micha-14 hat geschrieben:... Hartmut, wir sehen uns bestimmt in Lübeck ... eine der DF's schwimmt dort, gesteuert von meinem Surfkumpel Holger. Am 28.12. waren wir am Nordwestufer der Wakenitz segeln (Falkenstraße, nahe der Surfschule). Ein schöner Spot! ...

Drei RG-65 Segler (solange mein Zossen noch nicht fertig ist kann ich auch eine DF ins Wasser werfen) östlich von HH. Eventuell noch ein, zwei aus Lübeck dazu, ein, zwei aus HH vielleicht. Eröffnet vielleicht Perspektiven ... :D

HAL

Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

BeitragVerfasst: 24.01.2019, 17:15
von VeitHAM
Hallo Micha,

ich sehe, daß du Segel auf einer verstellbaren (Winkel) Segelschablone baust.
Ich vermute daher, daß du für jede gewünschte Segelnaht (Profiltiefe) einen bestimmten Winkel an der Segelschablone einstellst. Folgst du dabei gewissen Regeln, oder wählst du den Winkel "nach Gefühl"?

Grundsätzlich muß ja ein mathematischer Zusammenhang zwischen Winkel an der Schablone und den Daten des Nahtprofils bestehen. Mich beschäftigt das Thema schon länger; ich habe mittlerweile ein Dutzend "berechnete" Segelbahnen geklebt. Ich würde mich ggf. gern mit dir darüber näher austauschen.

Gruß Veit

Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

BeitragVerfasst: 24.01.2019, 19:08
von Donk
bin ganz bei Veit! ...würde mich auch sehr interesieren 8-) ;)
Die Schildkröte ist :gold:

Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

BeitragVerfasst: 25.01.2019, 10:04
von GER263
ist das hier von Ben Morris bekannt?

http://www.stirling.saradioyachting.org ... vature.htm

Ich hab's allerdings nicht ausprobiert, mir war Claudio' Gadget lieber

Gruß
Wolfgang

Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

BeitragVerfasst: 25.01.2019, 18:17
von VeitHAM
Das ist die bisher umfassendste Betrachtung zum Segelbau.
Teilweise sehr schwer nach zu vollziehen; ich hab das Gefühl, daß
er beim analytischen Teil manchmal in Sackgassen stöbert.

Andere interessante Quellen sind Lester Gilbert und Claudio D.

Gruß Veit

Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

BeitragVerfasst: 27.01.2019, 19:28
von Micha-14
Hallo Veit, Donk und Kollegen,
aktuell stehe ich mit 7 geklebten Segeln noch relativ am Anfang (1xA, 2x A- Großsegel, 2x B, 1x C, 1x DF65 in profiliert). Neues kann ich noch nichts liefern. Ich stütze mich auf das von Veit in 2011 veröffentlichte Diagramm und habe es etwas erweitert für kürzere Nahtlängen im Top und mehr Winkel (siehe Anhang, mit den Winkeln für das C-Rigg -> unten links in fett markiert sind die verwendeten Winkel). Die rote Linie im Ursprungsdiagramm liegt bei 0,25 % und ich dachte sie ist erstmal als Startpunkt zum Experimentieren gedacht. So profilierte ich die ersten zwei B Riggs mit 0,25 % und die standen ganz gut. Dann musste ich das zum Boot mitgekaufte A- (2150 cm2) Großsegel vom Sohnemann reparieren. Erster Versuch (0,25 %) mit dünner A3 Aktenfolie. Die dehnte sich bei Böen um 8 kn und es wurde noch ein zweites Großsegel mit 0,375 % gebastelt. Version 2 ist noch nicht gesegelt. Das A Rigg wurde mit 0,5 % geklebt und ist auch nur einmal kurz bei 0-1 kn umhergedümpelt. Ist optisch schon sehr bauchig, aber nicht extrem wenn ich das mit gelatteten Segeln der Cat’s oder Mini Foiler, 29er etc. optisch vergleiche. Beim C Rigg für mehr Wind bin ich auf 0,31 % zurück gegangen mit den Winkeln. Roland meinte, das wäre noch sehr viel. ...V2 wird dann weniger.

Zum C-Rigg:
In der Fock habe ich die Topnaht (FN3 – Focknaht 3) entgegen des Diagramms auf 13° reduziert (15° erschien mir doch recht viel). Nach der Vermessung mit der Schildkröte hat Jogi in den DF65 Segeln alle Nähte mit etwa 12 % versehen. Das ermunterte zu mehr Mut in Richtung hohe Gradzahlen. Anbei ist auch der auf A0 Format gezeichnete Segelplan des C-Riggs (sollte beim Drucken in Originalgröße sein zur Nutzung als Schablone). Darin sind alle wichtigen Daten der ersten Version.

In der Bastel-Gemeinschaft gibt es nur wenig Informationen mit wieviel Winkel die Bahnen in bestimmten Segelgrößen (A,B,C) designt und womit gute Erfahrungen gesammelt wurden. Die Schnittmuster enthalten häufig nur die Flächenverteilung, zusätzlich etwas seltener, wo die maximale Profiltiefe sitzt (z.B. 35 %). Im Blog von AndyHoff fand ich auf einem Foto eine kleine Markierung, dass die Fock mit 40 % geklebt wurde. Bis dato hätte ich aus den Erfahrungen in den Surfsegeln und bei Finnenprofilen mit Werten zwischen 32-38 % gespielt, je nachdem ob Leichtwind /Starkwind bzw. hohe Amwindwinkel oder schnelles Anspringen nach dem Manöver erzielt werden soll. Nach etwas Lesen im Bereich Yachtsegeldesign wurde mir das Zusammenspiel aus Fock und Groß in der Wahl der Profilierung klarer.

„Trocken im Wohnzimmer“ stehen die ersten Experimente erstmal ganz gut. Ein paar davon waren auch schon 1-2 Mal auf dem Wasser und stehen faltenfrei. Im Winter ist bedingt durch das geringe Tageslicht nur wenig Testzeit, zusätzlich habe ich keinen RG65 Freak im Umfeld mit dem ich Vergleichsfahrten machen kann, um die Experimente einzuschätzen.
Erster Eindruck „wird schon laufen“ 

Die Website von „stirling.saradioyachting.org.“ habe ich auch inhaliert aber anhand der Winkelwerte in den Tabellen wird das Thema für mich noch nicht so plastisch. Ich habe damit auch so mein Verständnisproblem trotz mehrmaligen überfliegen. Die Winkel sind wohl auch für größere RC Boote entwickelt. Dort und von einer russischen Seite hatte ich mir Profilverläufe für die Schildkröte angesehen. Vielen Dank für den Lesetipp mit Lester Gilbert und Claudio D. ... da stöbere ich mal.

Weiterbasteln konnte ich zwischenzeitlich noch nicht (Dienstreise) und es gibt nichts neueres vom Bastelprojekt.
Gruß Micha