Moin Jürgen,
ich finde die 5hoch5 auch toll.
Wenn die Zeit nicht wäre, wann hätte ich auch schon eine. Und ich glaube ich bin da nicht der einzige. Und genau da liegt auch in meinen Augen das Problem.
Wenn man mal durch die diversen Foren zum Thema Modellseglen stöbert, findet man im Allgemeinen 2 Arten von Seglern.
Die einen, denen es um den sportlichen Wettkampf oder ums Segeln an sich geht.
Da gibt es verschiedenste Möglichkeiten um dem Wettkampf zu frönen. Das fängt bei der MM an und geht hoch bis zum Tenrater, der 6M-Klasse und der A-Klasse. Hier wird entweder gekauft oder auch selbst gebaut. Die Selbstbauten verfolgen aber in den allermeisten Fällen auch nur das Ziel möglichst schnell zu sein und aufs Wasser zu kommen. Auch für die Selbstbauer steht im Endeffekt meistens der Wettkampf oder das Segeln klar im Vodergrund. Den Zeitaufwand, den so ein Holzboot mit sich bringt, können die meisten dieser Segler nicht in Ihrem Zeitablauf unterbringen. Und wenn man mal Zeit hat, möchte man lieber segeln. Zu diesem Typus zähle ich mich auch. Und ich habe bei mir die Erfahrung gemacht, dass, wenn kein zügiger Baufortschritt in einem eher knapp gefassten Zeitrahmen zu erkennen ist, verliert man irgendwann den Antrieb weiter zu machen. Es ist vielleicht schade, dass es so ist, und man kann die Gründe dafür in den verschiedensten Dingen finden... Aber die Zeiten sind leider so.
Die anderen sind (Scale) Modellbauer mit Leib und Seele. Hier wird ein recht großer Zeitaufwand betrieben, um tolle Modelle fertig zu stellen.Hier steht die Zeit aber auch oft ganz anders zur Verfügung bzw. die vorhandene Zeit wird komplett ins Bauen investiert. Wahre Augenweiden entstehen da manchmal über Jahre, die den meisten der Zweckmodelle die Show stehlen. Klar gehen die Boote auch mal aufs Wasser. Aber dann, wenn es mal ein wenig auffrischt oder ein bischen Regen fällt werden die Schmuckstücke sofort an Land geholt und eingepackt. Absolut nach zu vollziehen, weil ja auch eine Menge Arbeit in das Modell investiert worden ist. Aber dem eigentlichen Darseinszweck werden diese Boote mehr oder weniger entzogen. Und bei Treffen steht eher das Fachsimpeln und Bestaunen im Vordergrund. Das Segeln ist nach m.E. nur ein Nebeneffekt.
(Diese Erscheinung gibt es auch bei Großbooten und ist in der
aktuellen Ausgabe der Yacht classic übrigens auch sehr schön beschrieben.)
Die Schnittmenge aus beiden Gruppen ist sehr klein und meist auch sehr verstreut. Das ist für mich ein weiterer Grund abgesehen von der Zeit, dass ich bis jetzt keine 5hoch5 gebaut habe und die Priorität dafür auch ziemlich weit unten liegt. Dominik wohnt in der Schweiz. Du kommst glaube ich aus der Richtung Brandenburg. Wenn ich jetzt mit jemandem, der ein Boot der gleichen Klasse hat, segeln möchte, wäre ich Stundenlang unterwegs. Zeit die man aber auch ins Segeln vor Ort investieren könnte (oder um endlich mal die Mali, die hier schon seit Wochen rum liegt fertig zu bauen
). Mir hat vor Jahren mal jemand gesagt: "Wenn du segeln möchtest, dann schau was es bei dir vor Ort gibt. Ein Boot oder eine Klasse die bei dir nicht vertreten sind, bringen dich nicht weiter!" Wenn man das nicht hinnehmen möchte, dann sollte man im regionalen Rahmen schauen, ob es Gleichgesinnte gibt, die man für das Boot oder die Klasse begeistern kann. Wenn sich da was findet, dann kann man hoffen, dass diese "Keimzelle" ausstahlt und weitere Interessenten dazu kommen. Ich hab hier in Kiel kurz nach der Veröffentlichung von Arnes Plänen mal bei ein paar Seglern und Modellbauern vorgefühlt, wie das Interesse für die 5hoch5 aussieht. Bedingt dadurch dass man hier schon mehrere Klassen etabliert hat war das Interesse eher verhalten. Die Aussagen waren z.B. "Ich segel doch schon Klasse X und Y das reicht mir" oder "Tolles Boot aber keine Zeit"...
Auch wenn es jetzt vielleicht den Anschein erweckt, dass ich deinen Vorschlag totschreiben möchte (ich war gerade einfach so schön im Flow beim Schreiben
) ist das absolut nicht der Fall. Ich finde die Idee gut, und wäre auch bei einer entsprechenden Resonanz dabei, aber ich sehe ganz klar die Schwierigkeit genug Segler zu finden, die auch dicht genug beieinander wohnen um so ein Projekt bzw. eine Klasse ins Leben zu rufen und auch am Leben zu halten.
Gruß aus Kiel
Kristian