C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

Moderator: Uwe

Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

Beitrag: #11Beitragvon GER 2 » 27.01.2019, 20:53


Hi,
machts Spass zu Lesen. Und man merkt den Background. :tup:
Ich hab den Segelbau immer mehr aus dem Bauch heraus gemacht, aber ein paar Erfahrungen aus der Praxis:

-Ich klebe alle Segel auf der gleichen, unveränderlichen Schildkröte. Unterschiedliche Profiltiefe ergibt sich von alleine da bei kürzerer Sehnenlänge das Profil was am Ende herauskommt automatisch flacher ist.
- Beim Kleben erziele ich durch die Technik auch leicht unterscheidliche Profile, weiter oben schiebe ich die max Profiltiefe auch manchmal etwas nach vorne. Alles nach Gefühl, ist natürlich nicht so gut reproduzierbar aber mit den Jahren reichts für gleichbleibende Qualität.
- Zusätzlich arbeite ich mit der Vorliekkurve, ich schneide die Segel nicht genau am Mast entlang (parallel zum Mast) sondern die Kurve ist gezielt tiefer wo das Profil tiefer sein soll (Micha wirds kennen, ist standard bei Surfsegeln und von daher habs ich das natürlich auch).
- zu kurze Sehnenlängen funktionieren nicht, schlagen nicht um oder geben kein Flügelprofil mehr sondern nur noch eine "runde" Kurve. Deswegen findet man z.B. häufiger bei der Fock eine ungleichmäßige Verteilung der Bahnen, die oberste Bahn ist deswegen meist länger.

Mit unterscheidlichen Winkeln habe ich experimentiert, z.B. auch o.g. Problem zu umgehen. Ein Ergebnis ist z.B. der Diagnonalschnitt in Fock und groß um mehr Profiltiefe und ein stabileres Profil zu erzielen.

Ich häng mal zwei pdfs´an. Die wollte ich ursprünglich mal im Blog veröffentlichen. Bin dann aber nie fertig geworden bzw. war noch nicht zufrieden. Sollte ein Verbesserung der Segelpläne werden, mit eingezeichneten Klebebahnen etc. Dann hab ich irgendwann den Faden verloren, ihr seht da steht noch 2017 drauf... bin nicht sicher ob Fehler drin sind und müsste zum überprüfen eigentlich ganz von vorne anfangen. Deswegen ohne Gewähr, wer danach Segel baut bitte die Berechnung nochmal selber überprüfen.
Hier mal A und A-. B und C sind als Tabelle auch fertig, müsste mal gucken ob ich es noch hinkriege daraus eine Zeichnung zu generieren...

2017_A.pdf
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DinA4.pdf
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Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

Beitrag: #12Beitragvon GER 2 » 27.01.2019, 21:32


B und C, auch ohne Gewähr..

2017 Bv3.pdf
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2018 C.pdf
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Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

Beitrag: #13Beitragvon VeitHAM » 28.01.2019, 16:39


moin,

das freut mich aber, daß ich hier etwas Resonanz auslösen konnte.
Ich wollte ja mal rausfinden, ob andere mehr über die Theorie des Segelbaus wissen als ich.
Statt dessen hält mir der Micha meine Versuche von vor 8 Jahren entgegen; er hat damit offenbar sogar brauchbare Segel gemacht. Alle Achtung!
Ich war eigentlich mit dem damaligen Ergebnis nicht zufrieden. Deshalb habe ich die Sache nach längeren Pausen immer wieder aufgegriffen, und mußte mich wegen flüchtiger Dokumentation immer wieder neu einarbeiten.
Ich werde in den nächsten Tagen mal mein aktuelles Ergebnis hier einstellen.

@ Roland:
ich vermute, du fährst relativ flache Segel.
Nach Gefühl, die Nahtprofile müssen doch hinsichtlich Profiltiefe miteinander harmonieren.
Fixe Profilschablone, ich habe meine Methode mal mit variablem und mal mit festem Winkel angewandt. Das Ergebnis mit festem Winkel gefiel mir nicht. Gerade ab Mitte nach oben braucht das Segel doch eingeklebtes Profil; unten gibt auch die Lose im Unterliek Profil.
Und natürlich gibt auch die Kombi Mastbiegung zu Vorliekskurve Profil.
Ich sprach mal mit dem Mann, der eigentlich mit dem tiefsten Punkt des Bootes Ruhm erworben hat, über variable Segelschablonen. Er zog drei fixe Schildkröten aus seiner Tasche, jede mit anderem Winkel.
Das war, als wir mit Arne und Harry in Volksdorf Segel gefertigt haben :gold:

Gruß Veit
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Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

Beitrag: #14Beitragvon GER 2 » 28.01.2019, 17:42


Moin,
ich vermute, du fährst relativ flache Segel.

- ich klebe relativ flache Segel, fahren tu ich die je nach Bedingungen. Es ist ja mit dem kleben des Segels nicht getan, damit hast Du eine Konfiguration. Ein reales Segel muss sich aber trimmen lassen, man braucht also einen Bereich von Profiltiefen den man einstellen kann. Ein flahces Profil kann ich am Achterliek tiefer einstellen. EIn tief geklebtes Profil kann man schlecht flacher ziehen, das geht dann nur noch mit Falten im Segel, Darum eher flacher so das der gesamte sinvolle Windbereich des Riggs abgedeckt werden kann.

Nach Gefühl, die Nahtprofile müssen doch hinsichtlich Profiltiefe miteinander harmonieren.

- Gefühl ist Variation, das sind auch nur Millimeter, dei Vorgabe ist natürlich schon entworfen und der Profilverlauf eingezeichnet (s. Segelpläne).

unten gibt auch die Lose im Unterliek Profil.

- Auch nur in einem gewissen Rahmen. Nach einer Weile wird das Segel zwar immer Tiefer, das Profil ist aber nicht mehr Flügel/Aerodynamisch sondern nur eine einfache Kreisbahn.

Man sollte sich abschminken das das Profil des Segels am Ende so aussieht wie das der Schildkröte. Da spielen zu viele Einflüsse eine Rolle. Deswegen habe ich meine Schildkröte immer wieder modifiziert bis die Segel die dabei herauskamen so aussahen wiei ich wollte. Mehere oder verstellbare Schablonen kann man machen, halte ich aber für nicht notwendig.

Gruß
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Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

Beitrag: #15Beitragvon VeitHAM » 30.01.2019, 11:49


Moin,
hier mal ein paar Gedanken, wie man ein Segel fertigen kann, oder besser, wie man den Bau des endgültigen Segels vorbereiten sollte.

Segelbau auf einer beweglichen Schablone

Ziel dieses Beitrags ist es:
- ein profiliertes Segel zu fertigen,dessen Form durch bestimmte Parameter beschrieben ist.
- Durch Verwendung der Parameter ein bestimmtes, bewährtes Segel reproduzierbar zu machen.
- Ein bewährtes Segelprofil auf größere / kleinere Segel zu übertragen.
- Die Nahtprofile eines Segels harmonisch aufeinander abzustimmen.
Nicht beabsichtigt ist es, hier ein auf bestimmte Erfordernisse zugeschnittenes "optimales" Segel zu erzeugen. Hierzu ist es vielmehr erforderlich mit der beschriebenen Methode zu experimentieren, die "richtigen" Auslegungsparameter zu finden und Segel in der Praxis zu erproben.

Erforderlich sind:

Eine Segelschablone, deren beide Flügel gegeneinander zu kippen sind ( > Blockwinkel, Bauanleitungen im web).
Die Parameter der Segelschablone sind:
- Art des Profilbogens ( z.B. Parabel, Kreis ).
- Länge der Profilsehne.
- größte Profiltiefe ( > Stichmaß ).
- Ort der größten Profiltiefe über der Sehne ( > 30% - 40% ).
- halbe Breite der Schablone ( > nur zur Berechnung des einzustellenden Blockwinkels.
Ein Segelplan mit: ( Beispiel siehe Anlage )
- Umriß des Segels.
- Lage der größten Profiltiefe der Nähte ( > gemessen in % der Nahtlänge ab Vorliek ).
- Verlauf der vertikalen Profillinie des Segels und deren maximale Profiltiefe.
Für jede Klebenaht werden folgende Daten aus dem Segelplan ermittelt:
- Länge der Segelnaht.
- maximale Profiltiefe der Naht am Segel.
- vertikaler Winkel zwischen den nahtanliegenden Segelbahnen im Vertikalschnitt des Segelplans
( mein Zeichenprogramm gibt das sehr genau her; Beispiel siehe Anlage ).

Aus diesen Eingabegrößen läßt sich der, zwischen den Hälften der Segelschablone einzustellende für die Klebung notwendige, Winkel berechnen.
Die Tabelle 1 zeigt an einem willkürlichen Beispiel den Rechengang.

Ein paar praktische Hinweise:
Bevor man nicht 1 bis 2 Dutzend Segel aus Papier geklebt und evtl. auch am Mast begutachtet hat, sollte man nicht an den Einsatz teuren Segelmaterials denken.
Die Profilschablone hat einen gewissen, sinnvollen Arbeitsbereich, der Winkel sollte nicht größer als 7° werden; auch sehr kleine Winkel sind weniger gut. Also mal in der Tabelle für ein bestimmtes Segel mit den Grundmaßen der Schablone experimentieren.
Die Winkeleinstellung an der Schablone sollte so genau wie möglich erfolgen. Ideal wäre die Einstellung über eine Rändelschraube. Einfacher geht's mit einem Satz Spielkarten.
Wenn man aus der Dicke einer Spielkarte den resultierenden Schablonenwinkel berechnet, hat man den Toleranz- / Fehler-Bereich für die Einstellung.

Tab B) Blockwinkel vereinf. 30_300 780-J Stand 29jan2019.ods
zur Berechnung des Blockwinkels
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Vorlage Segelplan.pdf
Beispiel für einen Segelplan, links der Vertikalschnitt
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Ausschnitt Segelplan.pdf
Ausschnitt Segelplan
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Und nun der Bonus-Track: Man kann das Segel auch in freeship darstellen und die perspektivische Ansicht hin und her schwenken.

Segelplan IV f ship 780-J.fbm
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Segelplan IV f ship 780-J 15°twist.fbm
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Und nun Manege frei!! Gruß Veit
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Re: C - Swing Rigg ... Schnitt und Bau

Beitrag: #16Beitragvon Micha-14 » 09.03.2019, 23:53


Hallo Veit und Roland,
vielen Dank für die Anregungen!
Entgegen Veit's Vorschlag erst Papiermodelle zu kleben, hatte Ich direkt angefangen fahrtüchtige Versuche zu basteln (jedoch mit günstiger Aktenfolie im A3 Format). Ich wollte die Versuche in Aktion sehen ... Aktenfolie + etwas Segelmachertape für etwa 3-5 Euro Materialkosten find ich für einen "Testballon" okay.

Nach zwei beruflichen Schiffsexpedition quer durch die Ostsee im Februar, hatte ich in der letzten Woche Zeit das Großsegel fertigzustellen. Die stürmischen Bedingungen motivierten zusätzlich und ich wollte das Rigg segeln sehen.

Anbei ein paar Fotos trocken und in Aktion. Ich fand es optisch ganz in Ordnung ... dem Trimm habe ich etwas mehr Twist gegeben und in die Fockschot etwas mehr lose im Vergleich zum A und B Rigg.

Testbedingungen (7.3., Warnemünde - Yachthafen Mittelmole): SW, 10-17 kn, Böen >20 kn, sehr böig
... das Schiffchen flitzte ganz ordentlich :-)

Gruß Micha
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