Da einige Fragen kamen und ich auch ein neues Video zusammengeschnitten habe ziehe ich das Thema "erste Geh -/ Flugversuche" und Erfahrungen beim RG Foil segeln mal vor:
Ich habe momentan für meine Orka MKII zwei Kiele einen "normalen" und einen 150g leichteren für sehr schwache Windbedingungen. Da das Foil + Halter ja etwas Zusatzgewicht mit sich bringt, obwohl es an sich selbst schwimmfähig ist, habe ich mich entschlossen das foilen zuerst mit dem leichten Kiel zu probieren, einfach um es dem Foil etwas einfacher zu machen (ca. 15% weniger Auftrieb). Bisher bin ich auch dabei geblieben, weil das Foil ja durch seinen hydrodynamischen Auftrieb ja zusätzlich Stabilität bring.
Wie üblich wenn man Neuland betritt sind die ersten Gehversuche nicht immer mit Erfolg gekrönt. Nach drei Segelsessions stellt sich dann doch langsam der gewünschte Erfolg ein.
Der erste Versuch war komplett für die Katz, da eine RG viel Pitchwinkeländerung macht wenn sie ordentlich Winddruck bekommt. Da der Anstellwinkel des Foils viel zu klein war hat dann vielmehr der Abtrieb des Foils gegen den hydrostatischen Auftrieb des Rumpfes gekämpft mit dem entsprechenden Konsequenzen für den Widerstand. Glücklicherweise ist die Orka nicht wie ein Uboot abgetaucht
Mir war durchaus bewusst, dass die RGs deutlich auf die Nase gehen bei Winddruck, habe aber dann doch die Winkeländerung deutlich unterschätz, so dass für den für den zweiten Test der Foilwinkel massiv angehoben wurde durch entsprechende Unterlegungen an der Hinterkante.
Allerdings war es dann am Segelspot zuerst relativ wellig. Als die dann weniger wurden war auch der Wind nicht mehr ausreichend. Erste Foilansätze waren jedoch zu erkennen. Allerdings etwas hibbelig, weil kein Stabilisator mehr montiert war.
Der dritte Versuch bei Glattwasser, genug Wind fürs B-Rigg und mit Stabilisator. Und siehe da, wenn alles passend zusammenkommt sind über längere Strecken schöne Foilphasen machbar. Ohne einen separaten Kameramann sind die Momente aber schwierig einzufangen und auch weil sie immer dann auftreten, wenn das Schiff etwas weiter weg ist.
Dankenswerter Weise bot sich an einem Sonntag dann ein Bekannter an entsprechende Bild und Videoaufnahmen mit seiner Kamera zu machen. Obwohl die Bedingungen selbst für mein D-Rigg schon arg grenzwertig waren und ich mehr Bedenken hatte, ob wohl auch alles heile bleibt und ich nicht einmal um den See laufen muss (ist aber alles gut gegangen) sind ein paar schöne Closeup-Aufnahmen entstanden, aus denen ich die besten Szenen zusammen geschnitten habe.
https://www.youtube.com/watch?v=k0Kv3XP5fvM (Ich kann nur empfehlen sich das Video in 1/2 oder nur 1/4 der normalen Geschwindigkeit anzuschauen !)
In der Zwischenzeit sind jetzt doch schon einige Stunden mit dem untergeschnallten Foil auf dem Wasser zusammen gekommen bei unterschiedlichen Bedingungen. Folgende Erfahrungen konnte ich bisher damit sammeln:
Als erstes, was mich doch ein wenig gewundert hat, das Boot lässt sich mehr oder weniger normal segeln wie ohne Foil, was Luv- oder Leegierigkeit betrifft. An der Riggeinstellung bzw. Position musste ich nichts ändern. Natürlich merkt man sofort den höheren Gesamtwiderstand in Verdrängerfahrt. Das Foil bringt halt etwa noch mal die gleiche benetzte Oberfläche mit sich wie der Rumpf an sich. Vorzugsweise halst man, Wenden gehen auch wenn man genug Schwung hat und diese zügig ausführt, ohne aber zu viel zusätzlichen Widerstand durch Wellen und zu viel Wind zu haben. Ansonsten hilft nur Segel auf, sich Rückwärts treiben zu lassen und den Bug in die entsprechende Richtung weg vom Wind zu bekommen. Dann Segel dicht holen und weiter. Kreuzen lässt es sich auch normal um Höhe zurück zu gewinnen, jedoch nicht ganz so hoch und schnell wie ohne Foil.
Zum foilen bzw. um aufs Foil zu kommen braucht man schon richtig Druck im Segel. Am besten orthogonal zum Wind bzw. leicht raumschots. Man merkt deutlich wenn das Gewicht nicht mehr durch die Hydrostatik sondern durch den hydrodynamischen Auftrieb getragen wird. Das Boot wird dann leichtfüßig, schneller und auch ruhiger, da die Wellen nur noch wenig Einfluss haben. Raumschots geht dann meist richtig die Post ab, auch ohne Abtaucher, da das Stabilizierungsfoil gut dagegen arbeitet. Je schneller um so besser. Richtig im foilenden Zustand Höhe zu laufen funktioniert nicht. Es reicht aber um auch beim Halsen keine Höhe zu verlieren. Bei günstigen und gleichmäßigen Bedingungen, sind längere Flugphasen über 30-50m und mit etwas Glück und Geschick an den Knüppeln auch fliegende / gleitende Halsen ohne großen Geschwindigkeitsverlust möglich.
Die Segelgröße ist am besten so zu wählen, das man gut angepowert ist aber nicht grenzwertig. Es klappt eigentlich mit allen meinen Rigg Größen von A bis D. Wobei es mit dem A-Rigg am schwersten ist aufs Foil zu kommen. Bei allen Riggs merkt man sehr schnell wann es zu viel ist, Boot legt sich dann ohne aufs Foil zu kommen dann stark auf die Seite ohne Fahrt aufzubauen, und das Segel bleibt trotz offener Schoten dicht, da der Großbaum durchs Wasser gezogen wird. Oder aber das Boot steigt vorne Steil an und kippt nach hinten weg, weil ein am Wind Kurs anliegt und nicht genug Druck auf dem Bug ist. Grade bei starker Krängung hilft das Kielschwert auch mit Auftrieb zu generieren anstatt Querkraft zu erzeugen.
Mir hat es am meisten Spaß gemacht wenn die Bedingungen passend fürs B-Rigg (C-Rigg) waren.
Als wesentlich hat sich auch herausgestellt, dass die Winkel bzw. die EWD der beiden Foils zusammen passen. Dabei gilt es aber den passenden Kompromiss zu finden zwischen gut aufs Foil kommen und gleichzeitiger vernünftiger Eingenstabilisation im Flugzustand.
Da nichts geregelt / gesteuert wird an den Foils, ist natürlich selbstredend, das eine Foileinstellung nur optimal für eine bestimmte Situation ist.
Soviel erst ein mal zu diesem Thema ...